Oben ohne in Online-Meetings, geht das? Kleidung als kritischer Erfolgsfaktor
Oben ohne, geht das wirklich? Wenn ich es nicht selbst erlebt hätte, würde ich es kaum glauben. Vor ein paar Jahren, es war ein heißer Sommertag, chattete ich mit einem Projektmitglied aus einem anderen Unternehmen. Spontan entschieden wir uns für einen Online-Call. Ich schaltete mein Video ein und wartete, dass sich mein Gesprächspartner auch zeigte. Seine Videoübertragung startete und ich erstarrte für einen Moment: Oberkörper nackt, mehr habe ich nicht gesehen… glücklicherweise.
Ich war erstaunt, sagte nichts und konzentrierte mich einfach auf das Gespräch. Damals dachte ich jedoch darüber nach, dass eine gewisse Business-Netiquette für Online-Veranstaltungen nicht schlecht wäre. In meinen Kommunikationstrainings gehe ich immer auf die Kleiderordnung ein. Mit dem Boom der Online-Meetings und der Arbeit von zuhause aus ist die Kleidung viel lockerer geworden. Manchmal ist sie mir zu locker.
Denn es gilt immer noch: „Kleider machen Leute.“
In den täglichen Meetings kann man durchaus „casual“, also locker, gekleidet sein. Bei wichtigen internen Veranstaltungen oder bei Gesprächen mit Lieferanten oder Kunden gelten online die gleichen Anforderungen wie bei persönlichen Begegnungen. Mit einem Hoodie gekleidet ein Verkaufsgespräch führen mit einem Personenkreis, der im Anzug gegenübersitzt? Ja, geht – bei manchen, bei manchen nicht. Unbewusst laufen in unserem Inneren Bewertungen ab. Umgekehrt kann eine durchgestylte Vortragende im Kreis von einer vorwiegend salopp gekleideten Zuhörerschaft überkandidelt wirken und allein durch ihre Kleidung auf Ablehnung stoßen.
In Sekunden entscheiden wir, ob etwas für uns passt oder nicht, ob jemand auf uns seriös wirkt, oder eben nicht. Unsere Wahrnehmung ist nichts weiter als eine Interpretation, verbunden mit Gefühlen, Wertvorstellungen, Prägungen, situationsbezogen und von Erwartungen gespickt.
Sender-Empfänger-Modell – wir nehmen nicht nur die Fakten wahr
An dieser Stelle lohnt es, sich mit dem Sender-Empfänger-Modell vertraut zu machen. Dieses Modell nutzen wir dabei, die Bedeutung von Kleidung als Teil der nonverbalen Kommunikation in Online-Meetings zu verstehen und zu optimieren. Als Vortragende (Präsentatoren, Speaker, Verkaufsberater etc.) in einem Call haben wir Erwartungen an unser Publikum, wir wollen auf bestimmte Weise wahrgenommen werden und unsere „Botschaften“, die Inhalte unserer Veranstaltung, überzeugend vermitteln. Dabei ist es unerheblich, ob es sich um ein Bewerbungsgespräch, einen Change-Management-Prozess mit internen Anspruchsgruppen (Stakeholder) oder um Sales-Gespräche mit potenziellen Kunden handelt.

Wenn wir uns über unsere eigene Wirkung bewusst sind, können wir selbstbewusster auftreten. Dabei bildet die Kleidung einen kritischen Erfolgsfaktor. Die Gesprächspartner bzw. die Teilnehmenden im Call entscheiden darüber, wie sie den Vortragenden wahrnehmen. Auch ihre Bewertung hängt nicht nur von der reinen Faktenlage oder einer inhaltlich guten Präsentation ab, sondern ihre Wahrnehmung wird durch ihre Erwartungen, Prägungen, Gefühle usw. gesteuert – meist unbewusst.
Die Rolle der Kleidung in der beruflichen Präsentation
Kleidung spielt eine entscheidende Rolle in der Präsentation von Vortragenden, insbesondere in Online-Veranstaltungen. Natürlich ist die Kleiderwahl auch von der Branche abhängig, von der Zielgruppe und vom Anlass bzw. Ziel. Sie beeinflusst nicht nur den ersten Eindruck, sondern auch die Wahrnehmung der Professionalität und Glaubwürdigkeit des Redners. Mit der Kleidung können Sie Nähe oder Distanz schaffen.
Daher sollte ich mich bei der Vorbereitung von Online-Veranstaltungen fragen:
- Aus welcher Branche kommen die Teilnehmenden?
- Wer ist meine Zielgruppe?
- Welche Position und Abteilung haben sie überwiegend inne?
- Was ist der Anlass bzw. das Ziel der Veranstaltung für mich und die Teilnehmenden?
In einem Online-Call kommt meine Performance als Vortragender viel unmittelbarer zum Wirken. Daher sollte ich mir Folgendes bewusstmachen:
- Erster Eindruck: Die Kleidung, die wir tragen, beeinflusst den ersten Eindruck, den wir bei Kunden, Kollegen und Geschäftspartnern hinterlassen. Ein professionelles Erscheinungsbild kann Vertrauen und Respekt schaffen.
- Selbstbewusstsein: Wenn wir uns in unserer Kleidung wohlfühlen und sie unseren beruflichen Status widerspiegelt, kann das unser Selbstbewusstsein und unsere Leistung positiv beeinflussen.
- Unternehmensimage: Die Kleidung kann auch das Image und die Kultur eines Unternehmens widerspiegeln. Ein einheitlicher Dresscode kann Professionalität und eine klare Unternehmensidentität signalisieren.
- Respekt und Professionalität: In vielen Geschäftsumgebungen wird von uns erwartet, dass wir uns respektvoll und professionell kleiden. Dies zeigt, dass wir die Geschäftsumgebung und die Menschen, mit denen wir arbeiten, respektieren.
Wer den Einflussfaktor Kleidung vernachlässigt, riskiert wertvolle Sympathie-Punkte zu verlieren. Denn am Ende entscheiden die Teilnehmenden einer Online-Veranstaltung über den Erfolg.
- Haben Sie schon mal darüber nachgedacht, wie sich Ihr Kleidungsstil auf Ihr berufliches Leben auswirkt?
- Waren Sie schon einmal jemanden gegenüber voreingenommen, nur weil Ihnen die Kleidung einen „merkwürdigen“ Eindruck vermittelte?
Ich freue mich auf Ihre Kommentare.
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